Johann Baptist Bergl

Bergl.Rekonstruktion.Hl.Grab   Barockmaler, bemerkenswerte barocke Illusionsmalerei

Künstler des  Heiligen Grabes in Garsten

  • Geboren am 23. September 1718
  • Gestorben am 15. Jänner 1789

Quelle: Wikipedia – Eintrag Bregl (Jänner 2013)

Johann Baptist Wenzel Bergl (* 23. September 1718 in Königinhof, Böhmen; † 15. Jänner 1789 in Wien) war ein deutscher Maler des Barock.

Bergl war ein Schüler von Paul Troger, zu dessen Hauptwerken die Marmorhalle im Melker Stift zählt und ein Freund von Franz Anton Maulbertsch. Viele seiner Ausmalungen zeigen paradiesische Gartenlandschaften, die er harmonisch und mit illusionistischem Geschick in die Raumarchitektur integrierte. Mit seinen idyllischen Landschaften voller exotischer Pflanzen und romantischer Szenerien schuf Bergl eine neuartige Variation der barocken Illusionsmalerei. Er war einer der Lieblingsmaler von Kaiserin Maria Theresia (1717–1780).

Werke:

  •  für Maria Theresia führte er 1776 Wandgemälde in Ihren Privatgemächern in der Wiener Hofburg aus
  • und um 1770 die so genannten drei Bergl-Zimmer in Schloss Schönbrunn schuf, das Gisela-Appartement, das Goess- und das Kronprinzenappartement. Die Fresken wurden später mit grauen Leinwänden überdeckt und erst im Jahre 1891 entfernt und 1965 restauriert.
  • Bergl arbeitete auch im kirchlichen Auftrag: als sein Hauptwerk in diesem Bereich gilt die Ausmalung der Stiftskirche Klein-Mariazell, die er von 1764–1765 ausführte.
  • Weitere Werke von Bergl befinden sich in der Wallfahrtskirche Dornau (1766),
  • im Schloss Ober St. Veit,
  • im Augustinersaal der Nationalbibliothek in Wien,
  • in der Basilika Maria Dreieichen und
  • im Schloss Pielach
  • 1778: Kloster Garsten „Heiliges Grab“

Der Künstler starb am 15. Januar 1789 in Wien.

2  Das Grab von Bergl in Garsten

  • Quelle: Auszug aus der Seminararbeit von Mag. Sarah Seidl „Das Heilige Grab in Garsten“ (2011/12)

2.1  Exkurs Stiftsgeschichte:

Es ist zu erkennen, dass die Umbauetappen in der  Stiftsgeschichte Garsten in Wellen statt fanden. Meist gehen sie auf einzelne Äbte zurück, da jeder Abt seinen Teil zur Stiftgeschichte beitragen wollte. Zur Zeit Bergls war Maurus Gordon als Abt von Garsten tätig, Er war der letzte Abt von Garsten, denn kurz nach seinem Tode im Jahr 1786 erfolgte die Aufhebung des Klosters durch Kaiser Josef II.   Unter Maurus Gordon entstanden noch einige, für die heutige Kunstgeschichte sehr wesentliche Beiträge, wie zum Beispiel die Wandbehänge von Johann Martin Schmidt im Jahr 1777.  Ein Jahr  davor fand auf Anweisung des Abtes die erste Renovierungsphase der barocken Stiftskirche und auch der Losensteiner-Kapelle statt. Die Kirche, die Sakristei, der Sommerchor und die Losensteiner – Kapelle wurden durch italienische Maurer, wie aus dem Catalog von Till hervor geht, unter  der Leitung von Modini neu mit Farbe gestrichen. Dem Zeitgeschmack entsprechend wurde der Stucco Lustro an der Eingangstür und am Hochaltar der Losensteiner – Kapelle einfach übermalt.       

Auch der Stuck wurde zu der Zeit wahrscheinlich übermalt, denn bei der Restaurierung 1975 wurden insgesamt sechs solcher Tüncheschichten festgestellt und wieder abgenommen, sodass der Stucco-Lustro wieder sichtbar wurde.

2.2  Auftrag/Ikonografie/Rekonstruktion

Im Jahr 1778 wurde Johann Wenzel Bergl engagiert ein Heiliges Grab zu schaffen, welches in der Losensteiner-Kapelle aufgestellt wurde. Das Grab wurde in zwei historischen Schriften, einerseits von Augustin Digl in seinem Catalog Rel. und andererseits von Koch E. Cat Rel. aus dem Jahr 1780,   erwähnt.

Bei  Digl   heißt  es:  „quod   elegantibus   symbolis   a   pictore   Viennensi  D.   Pergl exornatum, spectantium animos ad majorem devotionem incitat.per 500 fl.“ Aus dem Catalog von Digl Augustin geht hervor, dass Bergl für diese Arbeit einen Lohn von 500 Gulden bekommen hat, die vom Sakristan P. Martin Engst aufgebracht wurden.

Beim Heiligen Grab in Garsten  handelt es  sich nach Pozzos  Klassifizierung um  ein  „Theatra sacra“, denn der Altar der Kapelle wird als Ganzes verdeckt und es entsteht somit ein völlig neuer Raum.

Bestand:

1998 konnte das Grab von Frau Prof. Dr. Dachs-Nickel, Mag. Nickel und Mag. Gamerith fotografisch dokumentiert werden und es entstand eine erste Rekonstruktion. In Zuge dessen konnte festgestellt werden, dass die meisten Teile heute noch erhalten sind.   Aus dem Jahr 1902 ist eine  Fotografie erhalten, die uns den aufgestellten Zustand zeigt. Es handelt sich um 4 Kulissenteile, die aus Leinwänden bestehen, die durch Holzteile verbunden sind und im Gesamten eine barocke Scheinarchitektur darstellen. Diese Stücke sind mehrmals unterteilt und die großen Teile wurden mit Scharnieren klappbar gemacht. Die größten Teile sind ca 3 Meter groß. Bergl verwendete Temperafarben in Pastelltönen auf groben Leinwand, auf die er ohne Grundierung malte. Dadurch wurden Übergänge zwischen Holzteilen und Leinwandnähte nicht besonders sauber gearbeitet und bleiben erkennbar. Außen herum bildet eine geprägte Papierborte den Abschluss des heiligen Grabes. Bei genauer Analyse der Details und mit Hilfe der von Frau Prof. Dachs-Nickel erstellten Rekonstruktion ist zu erkennen, dass Bergl versucht mit Hilfe von Bögen und Nischen eine Abfolge von drei tempietto-artigen Zentralräumen mit Tambourkuppeln zu schaffen. Der hinterste Bereich mit der Landschaft des Heiligen Landes wurde durch die beiden Fenster der Kapelle erhellt. Die weitere gemalte Lichtführung, sowie der  Einsatz von Kerzen wurde auf die natürliche Beleuchtung abgestimmt und steigerte den Effekt der Grabesdarstellung noch weiter.

Der vorderste Teil des Grabes, welcher die Triumphbogenarchitektur zeigt, wurde vor den Gurtbogen der  Kapelle gezogen und ragte in den flach überwölbten, dreijochigen Saalraum. Die Architektur wird durch Zierformen wie Lorbeer- und Blumengirlanden geschmückt. Sie sind aufgrund ihrer Farbigkeit der Architektur zuordenbar. Dazwischen sind herum turnende Putti zu erkennen.

Aufstellungsort und Erhaltungszustand vor der Restaurierung:

Das Grab ist für den Altarraum der Losensteiner Kapelle geschaffen worden. Bis 1939 wurde das Heilige Grab von Garsten jährlich aufgestellt. Danach wurde nur mehr der innere Teil, der Leichnam Christi, zum Osterfest aufgebahrt.

Obwohl die Kulissen nicht speziell gelagert worden sind, ist ihr Erhaltungszustand relativ gut. Einzig kleine Abreibungen durch das Lattensystem auf der Rückseite, Staub, Vogelkot und Einrisse durch das Ablösen der Leinwand vom Holzrahmen waren die Folgen unachtsamer Lagerung im Laufe der Zeit.

Ikonografie

Die vorderste Kulisse zeigt eine Triumphbogenarchitektur. Zwei alttestamentarische Vasen werden über dem Gebälk gezeigt. Links die Opferung Isaaks und rechts wird Jonas gerade vom Walfisch verschluckt. Im vordersten Bereich bricht ganz oben die Vision Gottes in Form des Kreuzes im Strahlenkranz herein. Das Kreuz wird von trauernden Putti mit den Leidenswerkzeugen umgeben. Das  herniederschwebende Kreuz wird optisch durch die Scheinarchitektur mit der  wolkenumgebenden Monstranz verbunden. In der Abbildung von 1902 gibt es zwar Abweichungen vom originalen barocken Grab,   dennoch ist gut vorstellbar, wie der zeitgenössische Betrachter im Besuchen des Heiligen Grabes das Ostergeheimnis nachvollziehen konnte. Vorerst konnte er aus dem Chorraum der Stiftskirche nur die vorösterlichen Begebenheiten erkennen. Der Körper Christi in Form der Monstranz wurde im Grab bestattet. Dringt der Betrachter dann weiter in die Kapelle ein wird klar, was  in den österlichen Stunden passieren wird. Christus wird auferstehen – das Kreuz (als Zeichen der Kirche) wird triumphieren. Das ikonografische Programm des Grabes beschreibt Prof. Dachs als traditionell sowie ungewöhnlich zugleich.

Ikonographie am Triumphbogen:

  •  typologische Szenen   Opferung Isaaks – Ankündigung des Opfertodes,   Jonas und der Walfisch – Sinnbild für die Grablegung und den Opfertod
  •  Leidenswerkzeuge – als Erinnerung der kürzlich geschehenen Ereignisse (die Kreuzigung)

Ikonographie auf den weiteren Kulissen:

  • 4 weibliche Figuren im Vordergrund (auf den Betrachter vor dem Grab bezogen)   die drei göttlichen Tugenden ( Fides, Caritas und Spes) + Humilitas
  • 6 paarweise angeordnete Frauen

 Vertreterinnen des alten und neuen Bundes:

  • Sapientia (Weltkugel, Darstellung des Sündenfalls zu ihren Füßen)
  • Providentia (ein Füllhorn aus welchem Kelch, Buch und Rosenkranz hervorkommen) aus dem Psalm 85,11 gehen hervor in dem „Gerechtigkeit und Friede sich küssen“
  • Pax
  • Justitia (können als Symbole der Schuldvergebung durch die Passion gesehen werden)
  • Allegorische Gestalten (gehen auf Textstellen der Offenbarung des Johannes zurück)
  • eine Frau mit dem Buch mit den sieben Siegeln
  • eine Figur deren Gewand mit Augen übersät ist

Die Ikonografie ist speziell für das Heilige Grab in Garsten von Bergl entwickelt worden, denn es gibt keine inhaltlich vergleichbaren Gräber. Innovativ geht der Künstler nicht nur auf typologische Vorbilder ein, sondern bezieht auch passende Stellen der Apokalypse ein.

Einordnung in Bergls Oeuvre:

Bergl war zum Entstehungszeitpunkt ein angesehener Maler, denn in den 70iger Jahren entstanden gerade die Appartements im Schloss Schönbrunn, die Fresken im Augustiner Lesesaal der heutigen Nationalbibliothek und kleinere Aufträge wie Maria Dreieichen, Baden und Wien, danach drei Aufträge in Ungarn.

1777 fertigte er dann das Grab für Garsten, danach folgte noch eine Arbeit in Klosterburck und kleinere Aufträge, darunter die 1782 entstandene Prälatenkapelle im Stift Melk. Sein spätestes dokumentiertes Werk ist von 1786.

1780 fertigte Bergl eine Festdekoration für die Augustiner in Wien und daher  kann diese Marktschiene, auch aufgrund der im Erzbischöflichen Palais in Ober St. Veit erhaltenen Wandbespannungen aus grober Leinwand und Holzleisten, durchaus als zu seinem Repertoire gehörig angesehen werden.

Eine andere Erklärung wäre, dass aufgrund der Säkularisierung von Josef II. die Auftragslage von Bergl sank und er daher auf diesen Zweig umstieg.  

Seit den 60iger Jahren des 18. Jahrhunderts inszeniert Bergl Figuren in Architektur und versuchte damit die perfekte Illusion zu schaffen. Ähnliche Zusammenspiele zwischen Architektur und Figuren finden sich in Klein Mariazell, Stift Melk und in der Bibliothek in Neukloster.

In Melk kann vor allem das gemalte Portal in den Räumen oberhalb der Bibliothek mit der Triumphpforte des Garstner Grabes verglichen werden. In diesen Beispielen ordnet sich die Architektur völlig der  Figur  unter.  Im Garstner  Beispiel  ist es  erstmals  umgekehrt, sodass die Architektur Hauptprotagonistin wird.                                                                                 

2.3  kunsthistorische Einordnung

Heilige Gräber gibt es im Tiroler beziehungsweise im Südbayrisch – Salzburger Gebiet. Vergleicht man den Aufbau der Heiliger Gräber, so muss davon ausgegangen werden, dass Bergl Tiroler Gräber   kannte.  Vor  allem  die  von  Johann  Nepomuk   Pfaundler.  Pfaundler  schuf  Kulissen  für Schönberg, Telfes, Fulpmes, Patsch und Mutters. Jenes in Patsch zeigt, dass der strukturelle Aufbau sehr ähnlich ist. Es handelt sich in beiden Fällen um einen Triumphbogen, gefolgt von überkuppelten Räumen. Die Detailformen sind von beiden Künstlern individuell gestaltet worden. Ein großer   Unterschied  zu den  Tiroler  Gräbern besteht  auch in  der  Ikonografie,  denn  die Tiroler Künstler  beziehen nur das Alte Testament mit ein und Bergl weitet die allegorischen Ebenen auf die gesamten Heilsbotschaften des Christlichen Glaubens aus.

Quellen der Seminarbeit:

Der Text und die  Abbildungen basieren unter anderem auf folgenden Texten:

Andergassen/Rampold 2009

  • Leo Andergassen, Reinhard Rampold, Heilige Gräber in Tirol. Nordtirol –
    Osttirol – Südtirol, Innsbruck/Wien 2009.

Dachs-Nickel 2009

  • Monika Dachs-Nickel, Sakrale Inszenierung im Spätbarock: Johann Wenzel Bergls
    Heilige Grab in der ehemaligen

Stiftskirche von Garsten, in: Johanna Kronhofer (Hg.) Salzburger Barock
Berichte, Salzburg 2009, S. 437-445.

Otto 1964

  • Peter Otto, Johann Bergl. 1718-1789, Wien 1964.

Perndl 1962/63

  • Josef Perndl, Die Stiftskirche von Garsten. Ihre Baugeschichte und Ausstattung,
    Linz, 1962/63.

Dokumentation des Bundesdenkmalamtes „Das Heilige Grab von Garsten“

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