DI. Dr. Bruno Kralowetz

(1911 – 2001)

Gründer der GFM und Erfinder der Rohrschmiedemaschine

Auf den Gründer der Gesellschaft für Fertigungstechnik und Maschinenbau (GFM) in Steyr, Bruno Kralowetz, geht die Erfindung eines völlig neuen Schmiedeverfahren und eines Fräsverfahrens zurück. Kralowetz leistete damit einen außerordentlich wichtigen Beitrag zur Rationalisierung, Automatisierung sowie zur Prozesssicherheit. Er schloss damit eine Lücke in der Verfahrenstechnik, denn im Unterschied zur Fertigung von Stählen und Metallen konnten bis zur Erfindung der Langschmiedemaschine durch Kralowetz beim Schmieden nur unwesentliche Optimierungen erzielt werden.

Neu war, dass das zu schmiedende Werkstück mittels vier symmetrisch um das Werkstück angeordneter Schmiedewerkzeuge ausgeführt wurde. Darüber hinaus setzte Kralowetz auch auf frühe „Robotik“, da er die Schmiedeprogramme rechnerisch gesteuert ablaufen ließ. Diese Erfindung revolutionierte weltweit den Werkzeugmaschinenbau und fand ihren Niederschlag in 51 Patenten. Das Unternehmen befindet sich bis heute am Gründungssitz in Steyr, ist nach wie vor in Familienbesitz und gilt nach wie vor als eines der innovativsten österreichischen High-tech Unternehmen, die durch Technologieführerschaft nachhaltig den heimischen Wirtschaftsstandort sichern.

Bereits kurz nach Markteinführung wurden weltweit 60 Prozent aller erzeugten Waggonachsen auf GFM-Schmiedemaschinen hergestellt. Die Erzeugung von Gasflaschen und Hochdruckdickwandrohren bis zehn Meter Länge erfolgte ebenso auf GFM-Schmiedemaschinen wie kaltgeschmiedete Gewehrläufe oder Steckachsen für die Automobilindustrie. Die Anwendungsmöglichkeiten reichten bereits zur Zeit der Erfindung von einer kleinen Motorradkurbelwelle bis zu zwölf Meter langen und 20 Tonnen schweren Kurbelwellen für Schiffsdieselmotore. Die Verwendung der neuen Schmiedemaschinen brachte in Edelstahlwerken eine sechsfache Beschleunigung der Produktion gegenüber den bis dahin üblichen Verfahren. Der Bereich der zu schmiedenden Blöcke lag zwischen mehreren Kilogramm und sieben Tonnen. Die Schmiedemaschinen selbst wogen zwischen 2,8 und 1 000 Tonnen.

Als Würdigung seiner Leistungen wurde Bruno Kralowetz, der weltweit den Maschinenbau revolutioniert hatte, bei der 150- Jahr-Feier der Wiener Technischen Hochschule im November 1965 durch den Rektor die Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften ehrenhalber verliehen.

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GFM

Branchen: Maschinenbau
Stichwort: Fräsmaschinen, Ultraschallschneidemaschinen, Hochgeschwindigkeitsfräsmasch., Tapelegemaschinen

Die Geschichte und der Name GFM ist untrennbar mit zwei Personen verknüpft: Bruno Kralowetz und Kurt Ottizky. Sie haben GFM – als Abkürzung für Gesellschaft für Fertigungstechnik und Maschinenbau – im Jahr 1945 in Steyr, Oberösterreich, gegründet. Die Wahl ihres Standortes war kein Zufall: Die alte Eisenstadt hat sich diesen Beinamen durch jahrhundertelange Tradition in der Metallverarbeitung erworben. ‚Steyr‘ wird weltweit mit Präzision und Qualität assoziiert. Die Region stellt erfahrene Techniker und hochqualifizierte Facharbeiter. Mit der Entwicklung und Produktion von Präzisionsschmiedemaschinen im Bereich der spanlosen Verformung und Kurbelwellenfräsmaschinen für die zerspanende Bearbeitung errang das Unternehmen Weltruf.

75 Jahre: Dipl.Ing. Dr.hc Bruno Kralowetz

  • Bericht im Amtsblatt Steyr 1985

Bürgermeister Heinrich Schwarz gratulierte persönlich dem Ehrenringträger der Stadt Steyr Bruno Kralowetz zur Vollendung des 75. Lebensjahres. Er ist der Mitbegründer der GFM (=Gesellschaft für Fertigungstechnik und Maschinenbau). Er hat das Unternehmen mit Erfindergeist und Tatkraft zu internationaler Bedeutung geführt. Das Produktionsprogramm der GFM umfasst Schmiedemaschinen verschiedener Typen, Schmiedewalzanlagen und Kurbelwellenfräsmaschinen für die internationale Autoindustrie, Motorenhersteller und Walzwerke. Zu den fast 500 Kunden zählen alle namhaften internationalen Unternehmen der Industriestaaten.

  • Die GFM GesmbH beschäftigt im Hauptwerk in Steyr und im Zweigwerk Ampflwang 850 Mitarbeiter.
  • Die American GFM Corporation in Chesapeake / Virginia beschäftigt 200 Mitarbeiter.
  • Konzernumsatz: 1,3 Milliarden Schilling

Ehrungen:

1965: Technische Hochschule Wien verlieh das Ehrendoktorat

1973: Verleihung der Exner-Medaille

 

Geschichte der GFM

aus: Brandl, Manfred: Neue Geschichte von Steyr. Steyr: Ennsthaler 1980

Der zweitgrößte Steyrer Industriebetrieb ist die Gesellschaft für Fertigungstechnik und Maschinen (GFM), seit langem eine der lebenskräftigsten und exportintensivsten Industrien des Landes. Dr. techn. Kurt Ottitzky und Dipl.-Ing. Bruno Kralowetz (*1911 Hainbuch) begannen 1945 mit einem Konstruktionsbüro in der Gablerstraße in Münichholz. 1946 übersiedelten sie in drei Arbeitsbaracken an der Ennser Straße. Die ersten von der GFM konstruierten Maschinen (Exzenterpressen, Bandsägen, Hobelmaschinen) wurden in anderen Betrieben gebaut. Wichtige technische Pionierarbeit wurde geleistet im Kaltschmiedverfahren, der Konstruktion von Sondermaschinen für Hartmetallbohrer, Feinbohren und Honen, Feinschmiedemaschinen-Herstellung etc. 1961 stammten 26,5% der aus Österreich ins Ausland verkauften Werkzeugmaschinen aus der GFM; Feinschmiedemaschinen bis 450 Tonnen Gewicht und Kurbelwellenfräsmaschinen bis 85 Tonnen wurden bereits damals hergestellt. 1951 erwarb die GFM ein Grundstück an der Ennserstraße, auf welchem sie eine Fertigungshalle mit den notwendigen Verwaltungsräumen erbaute. 1965 besaß die Gesellschaft 42.365 m² Grund, wovon 7.020 m² verbaut waren. 1962/63 wurde eine große Montagehalle errichtet. Der Umsatz betrug 1954 11.300.000 Schilling, 1964 bereits 77 Millionen.

1967 wurde festgestellt, dass die GFM bei der Erzeugung von Kurbelwellenfräsmaschinen an erster Stelle weltweit stehe und auch bei Feinschmiedemaschinen im Spitzenfeld sei. 1967 stellte man auch im Österreich-Pavillon auf der Weltausstellung in Montreal aus. 1967 wurde die erste numerisch gesteuerte Schmiedemaschine der Welt in der GFM fertiggestellt, eine 500 Tonnen schwere Spezialmaschine um 35 Millionen S. Einen großen Verlust erlitt das Unternehmen durch den am 9. Dezember 1968 erfolgten Tod von Baurat Dipl.-Ing. Dr. techn. Kurt Ottitzky, dem geschäftsführenden Gesellschafter der GFM.

Das Unternehmen war immer schon stark exportintensiv. 1972 beschäftigte man 830 Mitarbeiter. In diesem Jahr erwarb Dr. Bruno Kralowetz mit Hilfe der Girozentrale den Großteil des Aktienpaketes der Familie Ottitzky. 1973 wurde das Aktienkapital auf 120 Millionen S aufgestockt und ein Werk in Ampflwang eingerichtet.

Einige hervorragende Mitarbeiter mögen noch erwähnt werden. Dkfm. Norbert Mayrhofer, seit 1948 in leitender Stelle im Unternehmen, zuletzt Vorstandsmitglied, nach dem Ruhestand (1.1.1971) „Konsulent“ der GFM; Dr. tech. Robert Obtresal, Chef des Konstruktionsbüros, 1975 in den Ruhestand getreten; dann Dipl.-Ing. Ferdinand Schmidt, seit 15. Oktober 1945 im Unternehmen tätig, 1950 Betriebsdirektor, 1970 in den Vorstand berufen, mit 30. Juni 1975 in den Ruhestand getreten. Nachfolger der genannten wurden Dr. Hans Hojas, Dipl.-Ing. Gottfried Blaimschein (Bereich Konstruktion) und Dipl.-Ing. Helmut Gumsch (Bereich Werkstätte).

  • Quelle: Brandl, S. 113

Nachruf:

Industrie-Pionier Bruno Kralowetz gestorben

Der Steyrer Industrie-Pionier Bruno Kralowetz ist vor kurzem im 91. Lebensjahr gestorben. Bruno Kralowetz, Diplom-Ingenieur und Doktor der Technik h.c, hat nach dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit seinem ehemaligen Schulkameraden Dr. Kurt Ottitzky die Firma GFM (Gesellschaft für Fertigungstechnik und Maschinenbau) mit Fleiß und Erfindergeist zu einem Unternehmen aufgebaut, das bis heute ein beinahe konkurrenzloses Werkzeugmaschinen-Programm hat.

  •  Geboren wurde Bruno Kralowetz am 2. April 1911 in Hainburg an der Donau, in Klagenfurt wuchs er auf. 1928 begann er ein Maschinenbau-Studium in Wien, das er 1933 als erster von 300 Studenten in der Minimalzeit von neun Semestern abschloss.
  • 1935 trat er als Diplom-Ingenieur in den Dienst des Österreichischen Bundesheeres,
  • 1945 nach der Entlassung aus der Deutschen Wehrmacht – begann die Geschichte des Unternehmens GFM. Kralowetz plante schon damals, Werkzeugmaschinen zu produzieren.
  • 1945 richtete er gemeinsam mit Kurt Ottitzky (gestorben am 9. Dezember 1968) ein Konstruktionsbüro in der Gablerstraße in Münichholz ein. Ein Jahr später übersiedelte der Betrieb in drei Arbeitsbaracken an der Ennser Straße. 1951 kaufte die GFM ein Grundstück an der Ennser Straße, auf dem eine Fertigungshalle gebaut wurde. Der Erfolg stellte sich rasch ein. Bereits 1961 stammten 26,5 Prozent der aus Österreich ins Ausland verkauften Werkzeugmaschinen aus der GFM. Auf Kralowetz‘ Erfindungen, im Besonderen auf dem Sektor Schmiedemaschinen und Kurbelwellen-Fräsmaschinen, wurden zahlreiche in- und ausländische Patente erteilt, das Produktionsprogramm der GFM umfasst heute Schmiedemaschinen verschiedener Typen, Schmiedewalzanlagen und Kurbelwellen-Fräsmaschinen, sowie Ultraschallschneidemaschinen und 3- bis 5- sowie 6-Achsen Hochgeschwindigkeitsfräsmaschinen für die internationale Autoindustrie, Motorenwerke und Walzwerke.
  • Zu den fast 500Kunden zählen alle namhaften Unternehmen in den-Industriestaaten.

Im Jahr 1965 wurde DI Bruno Kralowetz an der Technischen Hochschule Wien das Doktorat der technischen Wissenschaften honoris causa verliehen. 1973 bekam Kralowetz die Exner-Medaille für besondere technische Leistungen. Am 7. November 1975 überreichte Franz Weiss, der damalige Steyrer Bürgermeister, Bruno Kralowetz den Ehrenring der Stadt Steyr.

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Eine Antwort zu DI. Dr. Bruno Kralowetz

  1. Ing.E. Winklmayr schreibt:

    Mit Fug und Recht, kann Dr. Kralowetz als einer der größten Entwickler und Erfinder der Neuzeit betrachtet werden. Im Gegensatz zu Werndl, der eigentlich nur Waffenproduzent war mit einigen mech. Entwicklungen leistete das Unternehmen GFM einen riesigen Beitrag zur Veränderung der Welt. Es war schön dort mit den Kollegen den Entwicklungsgeist des Dr. Kralowetz jahrelang folgen zu können.

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